Freitagsgebet zu Corona-Zeiten

Wisst Ihr wo Sudan liegt? In Afrika. Im sogenannten Horn von Afrika.

Es begab sich also, dass ich einen Facebook-Freund in Sudan habe. Einen fähigen Künstler, der sowohl schöne Bilder als auch Geschichten aus seinem Land postet. Ich habe immer wieder gerne seine Posts mit Hilfe der Google Übersetzung gelesen. Ich muss sagen, dass die Übersetzungen für mich manchmal sehr rätselhaft waren. Die Google-Übersetzung von Arabisch zu Deutsch scheint bei Google nicht ausgereift zu sein. Vielleicht kommen dazu noch Redewendungen, die nur in Sudan bekannt sind.

Wie auch immer, wunderte ich mich sehr, als ich dieses Bild auf die Timeline meines afrikanischen Freundes gesehen habe. Die automatische Google-Übersetzung, an sich eine tolle Sache, hat mir zu denken gegeben:

Nächsten Freitags Predigt + nur 18
Keine Kinder mitzunehmen



Zuerst: Predigt. Hallo? Jetzt sind Corona-Zeiten. Alle Kirchen in Europa haben aus gutem Grund geschlossen. Mit Erstaunen hatte ich die Diskussion in Griechenland, sehr gläubige Menschen, mitverfolgt, als die Kirche behauptete, dass der „Heilige Wein“ durch Gottes Gnade, selbstverständlich immun gegen jede Art von Krankheit wäre. Leider wusste das der Coronavirus nicht. So wurden die Kirchen recht schnell geschlossen.

Hier eingeschoben eine Geschichte, die ich bei einem Telefonat mit Frau Eirini erzählt bekommen habe:

Weil der junge Pfarrer in einem Dorf, seine Kirche, sonntags, nicht ohne ungelesene Messe lassen wollte, schlich er sich durch die Hintertür in die Kirche und begann einsam und allein die Messe zu lesen. Doch es dauerte nicht lange, bis die erste Dame im Dorf seine Stimme und das Licht in der Kirche wahrnahm und schwupptiwupp ihre Freundinnen rief.

Gemeinsam klopften sie nun an die Pforte des heiligen Hauses und baten lautstark um Einlass, auf dass ihre Seelen durch die heilige Sonntagsmesse gestärkt würden.

Daraufhin dauerte es nicht lange, bis der Dorfpolizist neugierig einigen Damen folgte, die trotz Ausgangssperre, in Sonntagskleidern zielstrebig in Richtung Kirche unterwegs waren. Dass die eine Freundin, die andere und die wiederum die dritte informiert hatte, wusste weder der arme Pfarrer noch der Polizist.

Wir alle wissen, dass Dorfpolizisten humorlose und grimmige Kumpane sein können. Ob dieser eine Polizist zu dieser Kategorie gehörte, verriet mir Frau Eirini nicht. Nur dass er sehr schnell aus der „Heiligen Messe“ einen Straftatbestand gegen die, in Griechenland sehr strenge, Ausgangssperre machte und die Damen nach Hause schickte. Der arme Pfarrer, deren Absicht es war, Gott und die Damen des Dorfes zu erfreuen, musste beim Bischof antreten und sich rechtfertigen

Doch zurück zu meinem afrikanischen Freund.  

Weil ich ein neugieriger Mensch bin, wunderte es mich, dass es immer noch Freitagsgebete, irgendwo auf der Welt gab. Zumal diese Freitagsgebete Schulter an Schulter, fast ohne Abstand praktiziert werden.

Ein Bild von meinem afrikanischen Freund

Also schrieb ich ihm, dass in Europa alle Kirchen geschlossen wären.

Es dauerte nicht lange, da bekam ich eine Nachricht von ihm:

Er:

Lieber Kostantin, ich hoffe, Sie sind bei guter Gesundheit und die ganze Welt hat bald kein Corona-Virus mehr. Hier im Sudan können die Menschen noch fünfmal am Tag zur Moschee gehen. Imam war letzten Freitag so wütend, dass er in der Moschee schlecht (Motherfucking Doctors) sagte. Für diesen Grund habe ich den Beitrag +18 geschrieben

Ich Daraufhin:

„Und warum hat dieser Imam das so gesagt?

Er ist gegen die Haltung des Gesundheitsministers in Bezug auf Corona und steht mit der Prophetenrolle für Heil, um zu beten, als ob er Fuß für Fuß, Schultern für Schultern in Kontakt bleiben würde und keine Zwischenräume und er glaubt, dass er gegen Corona kämpft betet nicht von Ärzten …

Der Imam glaubt also, dass seine Gebete, das Heil über die Welt bringen werden. Das ist weder im Allgemeinen, noch im Besonderen eine aufregende Nachricht, weil alle Imame und Pfarrer dieser Welt, an ihren jeweiligen Gott glauben. Heißt es nicht „Des Brot ich esse, des Lied ich singe“?

In der weiteren Unterhaltung hat sich herausgestellt, dass die Haltung des Gesundheitsministers, dass beten mit einem Abstand von einem Meter ist. Dieser Kompromiss ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss, weil es sich durchaus begeben kann, dass beim Ein- oder Ausgang die Menschen sich näher, als zu Corona-Zeiten erlaubt und erwünscht ist kommen.

Laut meinem Facebook-Freund, hielten die Gläubigen tatsächlich den einen Meter Abstand, was den Imam in rage brachte. Mein Facebook-Freund hat Humor. Deswegen hat er geschrieben:

Kommenden Freitag Gebet aber nur für volljährige, weil der Imam unanständig und seine Predigt nicht für minderjährige Ohren bestimmt ist.

Nach dieser Erläuterung ist sein Post verständlicher.

Im Übrigen hatte mein Facebook-Freund in nächster Zeit eine Ausstellung in Köln, die wegen Corona abgesagt wurde. Schade. Vielleicht treffe ich ihn nächstes Jahr.

Liebe Grüße

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