Der Andernacher BER

Hier in Andernach, einer kleinen Stadt zwischen Bonn und Koblenz in Rheinland-Pfalz, geht es etwas gemütlicher zu. Wenn woanders demonstriert wird, dann schaut man hier höchstens verwundert zu.

In Andernach ist alles etwas kleiner. Wir haben hier ein kleines (ganz kleines) Deutsches Eck und neuerdings auch ein kleines BER.
Nein, Nein. Kein Flughafen. Nur eine kleine Landstraße.

Diese Landstraße verbindet den Ort Eich mit dem Ort Andernach. Viele andere kleinere Orte, wie Nickenich, Kruft und Kell, benutzen auch diese Straße. Wenn man die Helikoptereltern, die morgens ihre Kinder zur Schule bringen dazu rechnet, werden täglich so einige tausend Autos zusammenkommen. In den Stoßzeiten gefühlt vielleicht sogar einige Millionen.

Dazu kommt noch der LKW-Verkehr aus der Eifel zum Andernacher Hafen und natürlich die tausende von Touristenbussen, die neugierige Menschen zum achten Weltwunder bringen; zum Andernacher Geysir; dem weltgrößten Kaltwasser-Geysir der Welt.

Eine ganz normale Landstraße, in einer ganz normalen Stadt.

Diese L116 soll nun eine neue Straßendecke bekommen. Dies ist in der Vergangenheit bereits öfter vorgekommen. Da fuhren vorne 2 Lkws, die die Straße abgefräst und den Aushub mitgenommen haben, hinterher andere Lkws mit dem neuen Belag und zuletzt eine große Maschine, mit schweren runden Rädern aus Eisen, die das ganze platt gemacht haben. Dazu noch etwas Farbe und in einigen Tagen war der Spuk beendet.

Doch diesmal ist es anders. Der Ausbau soll nicht einen Tag, oder eine Woche dauern, sondern mindestens drei Monate. Wahrscheinlich mehr. Genau wissen wir es nicht. Sagt uns auch keiner.

Und wie passiert so etwas? Ganz einfach:

a) zuerst sperren sie die Straße
b) dann fräsen sie den Straßenbelag
c) dann machen sie nichts. Drei Monate lang machen Sie einfach nichts.

Aufgrund dieser Sperrung müssen jetzt die Bewohner des schönen Andernacher Ortes Eich einen Umweg von 15 Kilometer machen und stehen jedes mal eine halbe Stunde im Stau, weil die Ausweichstrecke wird auch von mehreren verzweifelten Autofahrern benutzt.

Um das ganze etwas schöner zu machen, stellen sie noch eine hochmoderne Ampelfunkanlage hin, um die verbliebenen Straßen sinnlos zu schikanieren.

Was hat das ganze mit BER zu tun? Die zuständigen Politiker finden das völlig in Ordnung. Auf Anfrage antworten sie: “Alles ist ok. Wir sind voll in der Zeitplanung”. Jetzt weiß ich nicht wer diese Zeitplanung erstellt hat, noch was aus Deutschland geworden ist, damit die Menschen eine solche Zeitplanung “voll ok” finden. Auf jeden Fall bin ich sehr verwundert.

Wir schreiben heute den 31. Oktober 2019. Seit vor zwei Monaten die Straßenarbeiten begannen sind wir in unserer To-Do-Liste bis b) dann fräsen Sie den Straßenbelag gekommen. Immer wieder ein kleines Stückchen. Wie war doch gleich der Schlager der 80er gleich?

“Keine Fragezeichen
Geschichte wird gemacht
Es geht voran!.

Seitdem sehen wir täglich, wenn wir an der überflüssigen Ampel warten, eine verwaiste Baustelle und denken: “alles ist voll ok”.

Bernard Werber schreibt in seinem Buch “Die Ameisen”:

Die Natur, ob es Herrn Darwin gefällt oder nicht, entwickelt sich nicht auf die Vorherrschaft der Besten hin (nach welchen Kriterien auch?). Die Natur schöpft ihre Kraft aus der Verschiedenheit. Sie braucht Gute, Böse, Verrückte, Verzweifelte, Sportliche, Bettlägerige, Bucklige, Hasenfüße, Lustige, Traurige, Intelligente, Schwachsinnige, Egoisten. Freigebige, Kleine, Große. Schwarze, Gelbe, Rote, Weiße … Es bedarf dazu sämtlicher Religionen, sämtlicher Philosophien, aller Formen von Fanatismus, aller Formen von Weisheit … Die einzige Gefahr besteht darin, daß eine dieser Arten von einer anderen eliminiert wird.

Ich glaube der gute Bernard hat vollkommen Recht.

Und der Andernacher BER? Ich vermute hier eine unheilige Verquickung des Amtes mit der Bau-Wirtschaft. Wir werden es sehen.

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